Kapitel 9 - Installation von Debian GNU/Linux 2.0
Einführung in die Paketverwaltung mit dselect

Diese Einführung orientiert sich an dem englischen Text ``Dselect documentation for beginners'' (Debian: ftp://ftp.debian.org/debian/hamm/disks-i386/current/dselect.beginner.8.html).

Dselect dient dazu die einzelnen Programmpakete der Debian GNU/Linux Distribution auszuwählen und zu installieren. In jedem dieser Pakete (``package'') sind neben den ausführbaren Programmen noch zusätzliche Informationen zur korrekten Installation, zur Konfiguration und zur vollständigen Entfernung, wenn beispielsweise eine neue Version aufgespielt werden soll, enthalten.

Zur Installation der einzelnen Pakete mit dselect werden die folgenden Schritte der Reihe nach durchgeführt:

Es ist sinnvoll keinen der Schritte aus zu lassen.

Die gerade aufgezählten Punkte stehen nach dem Start von dselect zur Verfügung:

Debian Linux `dselect' package handling frontend.

0.  [A]ccess  Choose the access method to use. 
1.  [U]pdate  Update list of available packages, if possible. 
2   [S]elect  Request which packages you want on your system.
3.  [I]nstall Install and upgrade wanted packages. 
4.  [C]onfig  Configure any packages that are unconfigured. 
5.  [R]emove  Remove unwanted software.
6.  [Q]uit    Quit dselect.
Die nächsten Abschnitte beschreiben jeden der Menüpunkte.

9.1 Access

Nach der Auswahl des Menüpunktes ``Access'' erscheint der folgende Bildschirm, mit dem festgelegt wird, woher die zu installierenden Programme genommen werden sollen:
dselect - list of access methods                                                
  Abbrev.        Description                                                    
  cdrom          Install from a CD-ROM.                                         
  nfs            Install from an NFS server (not yet mounted).                  
  harddisk       Install from a hard disk partition (not yet mounted).          
  mounted        Install from a filesystem which is already mounted.            
  floppy         Install from a pile of floppy disks.                           
  ftp            Install using ftp.                                             

Wie Sie sehen, können Sie sowohl von CD-ROM, über das Netzwerk mit dem NFS oder aber von einer lokalen Festplatte die Pakete installieren. Dazu dürfen die betreffenden Medien aber noch nicht in das Dateisystem des Rechners eingehängt (``mount'') sein. Sollte das schon geschehen sein, so kann mit dem vierten Punkt das passende Verzeichnis angegeben werden. Haben Sie mit einem der ersten drei Punkte Schwierigkeiten, so können Sie dselect verlassen und versuchen das Medium von Hand in das Dateisystem einzuhängen, z.B. durch die Eingabe von:

mount -t iso9660 -r /dev/cdrom /cdrom 

Schlägt dieser Versuch fehlt, so überprüfen Sie bitte, ob auch das Modul für Ihr CD-ROM Laufwerk geladen ist. Anschließend starten Sie dselect erneut und wählen den vierten Menüpunkt aus.

Wenig komfortabel ist der Punkt die Distribution mit Disketten installieren zu müssen. Die letzte Möglichkeit setzt eine funktionierende Internetanbindung voraus, zumindest bis zu einem ftp-Server, der die Debian GNU/Linux Distribution gespiegelt hat.

Nach der Auswahl des Mediums müssen Sie unter Umständen verschiedene Verzeichnisse eingeben, in denen die Bestandteile der Gesamtdistribution abgelegt wurden, z.B. wenn eine CD nach /cdrom gemountet wurde, geben sie /cdrom/debian ein, wenn das Verzeichnis der Distribution auf der CD debian heißt. Haben Sie sich mal vertan, so kann die Auswahl mit ^C (Strg-Taste und C gleichzeitig drücken) abgebrochen werden. Starten Sie danach den Menüpunkt ``Access'' einfach nochmal.

Nach der korrekten Auswahl befinden Sie sich wieder in dem Hauptmenü.


9.2 Update

Nach der Aktivierung dieses Punktes werden die Dateien Packages oder Packages.gz der verschiedenen Verzeichnisse eingelesen. Mit den darin enthaltenen Informationen aktualisiert dselect seine interne Datenbank.

9.3 Select

An dieser Stelle können Sie nun jedes einzelne Programm auswählen, das auf Ihrem Rechner installiert werden soll. Bei langsamen Rechnern kann es eine Weile dauern, bis der neue Bildschirm erscheint. Drücken Sie also bitte nicht einfach irgendwelche Tasten, sondern warten Sie einfach, bis Ihnen die Auswahl der verschiedenen Hilfeseiten präsentiert wird:
Help: Introduction to package list                                             
Welcome to the main package listing.  Please read the help that is available !

...[weiteren Text gelöscht]...

Bei einer Erstinstallation ist es empfehlenswert ersteinmal keine eigene Auswahl zu treffen, sondern die Standardinstallation zu akzeptieren. Dazu wird zuerst die Leertaste gedrückt, um die Hilfeseiten zu verlassen. Durch die Betätigung der Return-Taste wird die Auswahl verlassen. Dann können die standardmäßig vorgesehenen Pakete installiert und soweit notwendig auch konfiguriert werden. Zu jedem späteren Zeitpunkt kann dselect erneut gestartet werden, um dem System weitere Programme hinzuzufügen oder auch um andere wieder zu entfernen.

Die Hilfeseiten stehen jederzeit nach Eingabe des Fragezeichens (?) zur Verfügung. Die nächsten Hilfeseiten erscheinen nach Betätigung des Punktes (.).

Der Bildschirm zur Auswahl der Pakete ist zweigeteilt. In der oberen Hälfte kann mit den Pfeiltasten von Paket zu Paket gewechselt werden, während im unteren Teil eine kurze Beschreibung erscheint. Bei Paketen, die installiert werden sollen, geben Sie ein Pluszeichen (+) ein und bei Paketen, die Sie loswerden wollen ein Minuszeichen (-).

Bei der Auswahl kann es vorkommen, daß dselect eine Verletzung der Abhängigkeiten feststellt. Dann wird ein neues Fenster angezeigt, in dem dselect die Lösung des Problems vorschlägt. Dafür sind ja nach Situation Pakete neu ausgewählt worden und/oder andere zum Entfernen vorgesehen worden. Warum die Auswahl des Paketes verändert wurde, wird in der unteren Hälfte des Bildschirms angezeigt. Sind Sie mit der Auswahl zufrieden, drücken Sie einfach die Return-Taste.

Dieses Verhalten scheint häufig sehr lästig und unnütz zu sein, doch es bewahrt das System vor Fehlfunktionen. Es wird sowohl verhindert, daß sich Pakete mit gleichen Funktionen oder Dateien gegenseitig behindern als auch sichergestellt, daß alle benötigten Bestandteile, wie Bibliotheken, mit installiert werden. Langfristig erweist sich diese kleine Unannehmlichkeit als sehr wertvolle Hilfe.

Können die Abhängigkeiten nicht aufgelöst werden, weil z.B. Pakete fehlen, so kann mit einem großen Q die Überprüfung ignoriert werden. Dies sollte aber nur im äußersten Notfall geschehen. Mit dem großen X kann die Auswahl verlassen werden und alle Änderungen gehen verloren.


9.3.1 Beispiel

Es soll das Paket boot-floppies installiert werden. Der Entwickler dieses Pakets hat festgelegt, daß es ohne die folgenden Paketen nicht funktionieren wird: Weiterhin empfiehlt er, daß das Paket lynx (>= 2.6) vorhanden sein sollte. Die Ziffern hinter den Namen sind die Versionsnummern, die das betreffende Paket erfüllen sollte.

Wird das boot-floppies-Paket nun mit dem Pluszeichen ausgewählt, so erscheint das folgende Fenster:

dselect - recursive package listing                  mark:+/=/- verbose:v help:?
EIOM Pri Section  Package      Description                                                                        
 *-* Opt admin    boot-floppie Scripts to create the Debian installation floppy 
 *-* Xtr devel    libc5-pic    Kit for building specialized versions of the shar
 *-* Xtr devel    ncurses3.0-p Video terminal manipulation: Shared-library subse
 *-* Opt admin    mkrboot      Make a kernel + rootimage bootable from one disk 
 *-* Opt otherosf dosfstools   Utilities to create and check MS-DOS FAT filesyst
 *-* Req base     syslinux     Boot disk creator.
 *-* Opt utils    sysutils     Miscellaneous small system utilities.
 *-- Opt web      lynx         Text-mode WWW Browser

Zur Erklärung steht dann im unteren Teil:

boot-floppies depends on libc5-pic
boot-floppies depends on ncurses3.0-pic
boot-floppies depends on mkrboot
boot-floppies depends on dosfstools (>> 1.0-4)
boot-floppies depends on syslinux (>= 1.30)
boot-floppies depends on sysutils
boot-floppies suggests lynx (>= 2.6)

Mit großem R kann der Ursprungszustand, also vor Eingabe des Pluszeichens, wieder hergestellt werden:

dselect - recursive package listing                  mark:+/=/- verbose:v help:?
EIOM Pri Section  Package      Description
 *-- Opt admin    boot-floppie Scripts to create the Debian installation floppy 
 *-- Xtr devel    libc5-pic    Kit for building specialized versions of the shar
 *-- Xtr devel    ncurses3.0-p Video terminal manipulation: Shared-library subse
 *-- Opt admin    mkrboot      Make a kernel + rootimage bootable from one disk 
 *-- Opt otherosf dosfstools   Utilities to create and check MS-DOS FAT filesyst
 *-- Req base     syslinux     Boot disk creator.
 *-- Opt utils    sysutils     Miscellaneous small system utilities.
 *-- Opt web      lynx         Text-mode WWW Browser

Mit großem D werden die Veränderungen, die dselect vorgenommen hat, wieder rückgängig gemacht:

dselect - recursive package listing                  mark:+/=/- verbose:v help:?
EIOM Pri Section  Package      Description
 *-* Opt admin    boot-floppie Scripts to create the Debian installation floppy 
 *-- Xtr devel    libc5-pic    Kit for building specialized versions of the shar
 *-- Xtr devel    ncurses3.0-p Video terminal manipulation: Shared-library subse
 *-- Opt admin    mkrboot      Make a kernel + rootimage bootable from one disk 
 *-- Opt otherosf dosfstools   Utilities to create and check MS-DOS FAT filesyst
 *-- Req base     syslinux     Boot disk creator.
 *-- Opt utils    sysutils     Miscellaneous small system utilities.
 *-- Opt web      lynx         Text-mode WWW Browser

Mit dem großem I werden die Vorschläge von dselect wiederhergetellt:

dselect - recursive package listing                  mark:+/=/- verbose:v help:?
EIOM Pri Section  Package      Description
 *-* Opt admin    boot-floppie Scripts to create the Debian installation floppy 
 *-* Xtr devel    libc5-pic    Kit for building specialized versions of the shar
 *-* Xtr devel    ncurses3.0-p Video terminal manipulation: Shared-library subse
 *-* Opt admin    mkrboot      Make a kernel + rootimage bootable from one disk 
 *-* Opt otherosf dosfstools   Utilities to create and check MS-DOS FAT filesyst
 *-* Req base     syslinux     Boot disk creator.
 *-* Opt utils    sysutils     Miscellaneous small system utilities.
 *-- Opt web      lynx         Text-mode WWW Browser

Durch die mehrfache Eingabe des kleinen i können Informationen über das aktuelle Paket abgerufen werden, wie die Beschreibung und auch die Größe des installierten Pakets in kB.

Nach der abschließenden Auswahl betätigen Sie die Return-Taste und gelangen zurück zum Hauptmenü.


9.4 Install

Im nächsten Schritt werden alle Pakete nacheinander in das System eingespielt. Einige Pakete benötigen weitere Informationen von Ihnen. Alle Eingaben können später durch Aufrufen des entsprechenden Konfigurationsscripts, meist der Programmname mit angehängtem ``config'', z.B. liloconfig für den Linux-Loader LILO, geändert werden.

Sollte die Installation eines Programmes fehlschlagen, weil die Abhängigkeiten nicht erfüllt werden konnten, so kann der Vorgang einfach wiederholt werden. Die Pakete, bei denen es Probleme gab, werden am Ende der Installation aufgelistet.


9.5 Configure

Die meisten Pakete werden direkt bei der Installation konfiguriert. Wurde die Installation abgebrochen, so kann sie hier wiederholt werden.

9.6 Remove

Hiermit werden die Pakete entfernt, die nicht mehr benötigt werden. Normalerweise bleiben die Konfigurationsdateien erhalten, so daß durch diesen Vorgang keine Informationen verloren gehen. Sollen auch diese Dateien entfernt werden, so muß das Paket mit dem Unterstrich (_) markiert werden (``purge'').

9.7 Quit

Mit diesem Punkt wird dselect verlassen.

Nun ist es empfehlenswert das Skript /etc/cron.daily/find auszuführen, da viele neue Dateien in das System gelangt sind. Danach berücksichtigt das Programm locate auch wieder alle Dateien an, die im System vorhanden sind.


Installation von Debian GNU/Linux 2.0 - Copyright © 1996 Bruce Perens (bruce@pixar.com), 1996, 1997 Sven Rudolph (sr1@inf.tu-dresden.de), 1996-1998 Christian Leutloff (leutloff@debian.org) und 1998 Alexander Haderer (afrika@first.gmd.de). Dieses Dokument darf im Rahmen der GNU General Public License vertrieben werden.
Inhaltsverzeichnis; Zusammenfassung; vor; zurück.
v2.0a vom 22. Juli 1998
Alexander Haderer afrika@first.gmd.de
Christian Leutloff leutloff@debian.org
Bruce Perens bruce@pixar.com
Sven Rudolph sr1@inf.tu-dresden.de