Kapitel 5 - Installation von Debian GNU/Linux 2.0
Partitionieren der Festplatte


5.1 Hintergründe

Das Partitionieren einer Festplatte bedeutet im Prinzip das Aufteilen der Platte in mehrere Teile, den sogenannten Partitionen. Jede Partition ist unabhängig von den anderen Partitionen. Das Partitionieren entspricht dem Einbauen von Wänden in ein Haus: Wenn Sie in einem Raum die Möbilierung ändern, dann bleiben die anderen Räume davon unberührt.

Wenn Sie bereits ein Betriebssystem (Windows95, WindowsNT, OS/2, DOS, FreeBSD) auf der Festplatte installiert haben, dann ist es wahrscheinlich, daß sie die Festplatte neu partitionieren müssen. Üblicherweise werden beim neu Partitionieren die bereits auf der Festplatte befindlichen Daten bzw. Dateisysteme zerstört. Deshalb sollten Sie auf jeden Fall eine Sicherheitskopie Ihrer Daten anlegen, bevor Sie mit dem Partitionieren beginnen. Um auf das Beispiel mit dem Haus zurückzukommen: Vor dem Verschieben von Mauern würde man zunächst seine Möbel in Sicherheit bringen, um diese nicht versehentlich zu ramponieren. Glücklicherweise gibt es eine Alternative für einige Fälle, die im Abschnitt Verlustloses Partitionieren von DOS, Windows95 oder OS/2, section 5.4 näher erläutert werden.

Linux benötigt mindestens zwei Partitionen: Die eine Partition enthält das gesamte Betriebssystem, alle Programme sowie Ihre privaten Dateien. Die andere Partition ist die Swap Partition, die als Zwischenspeicher für das Betriebssystem dient (vitueller Speicher). Wenn man den Swap Bereich in eine eigene Partition verlagert, kann Linux wesentlich effizienter damit umgehen. Es ist nicht zu empfehlen, eine normale Datei als Swap zu verwenden.

Es gibt zwei Gründe dafür, das Dateisystem in eine Anzahl mehrerer kleinerer Partitionen zu zerlegen. Der erste Grund ist Sicherheit: Wenn aus irgendeinem Grund etwas schiefgeht und das Dateisystem in einer Partition beschädigt wird, dann ist nur diese eine Partition davon betroffen. Das heißt, Sie müssen in diesem Fall nur einen kleinen Teil des Systems wieder herstellen. Dazu dienen die Sicherheitskopien, die jeder Anwender vorsichtshalber regelmäßig machen sollte. Sie sollten auf jeden Fall eine sogenannte 'root' Partition anlegen. Die root Partition enthält die wichtigsten Komponenten des Systems. Wenn irgendeine andere Partition Schaden nehmen sollte, können Sie zumindest Linux noch mit der root Partition booten, um anschließend das gesamte System reparieren zu können. Damit vermeiden Sie die Situation, im Notfall das gesamte System neu aufspielen zu müssen.

Der zweite Grund ist eher im täglichen Betrieb des Systems zu finden, es hängt davon ab, wie Sie Ihre Linux Maschine verwenden. Angenommen, ein Programm gerät ausser Kontrolle und belegt immer mehr Speicherplatz auf der Festplatte. Wenn dieses Programm mit root Privilegien läuft, dann stehen Sie plötzlich ohne freien Plattenspeicher da. Das ist insofern gefährlich, weil Linux im Betrieb neben dem Swap auch normale Dateien für die unterschiedlichsten Dinge verwendet und benötigt. Das Problem muss nicht im unmittelbarem Zusammenhang mit Ihrem Programm stehen: Mit einer Bombardierung von Werbe-Email (Spam) kann man ohne weiteres eine Partition füllen. Wenn Sie Ihr System auf mehrere Partitionen verteilen, dann schützen Sie sich vor vielen Problemen dieser Art. Um bei dem Beispiel mit der Email zu bleiben: Wenn Sie das Verzeichnis für eingehende Email /var/spool/mail/ auf eine eigene Partition legen, dann wird ein grosser Teil Ihres Systems stabil weiterlaufen, auch wenn Ihre Maschine gerade mit Spams zugeschüttet wird.

Ein weiterer Grund für die Verwendung mehrerer Partitionen: Wenn Sie eine grosse IDE Festplatte haben und weder LBA Adressierung verwenden können noch einen Overlay Treiber. Diese Overlay Treiber werden üblicherweise von der Festplattenherstellern zur Verfügung gestellt. Damit in diesem Fall das BIOS beim Booten auf die Festplatte zugreifen kann, legen Sie die root Partition innnerhalb der ersten 1024 Zylinder der Festplatte (Das sind in etwa 524 Megabyte).

Das einzige wirkliche Problem beim Verwenden mehrer Partitionen ist die Tatsache, daß Sie üblicherweise vorher nicht genau wissen, wie gross denn nun die einzelnen Partitionen idealerweise sein sollten. Machen Sie eine Partition zu klein, dann werden Sie später entweder das ganze System neu installieren, oder Sie werden andauernd Dateien hin- und herschieben, um auf der zu kleinen Partition Platz zu schaffen. Auf der anderen Seite: Ist eine Partition zu gross, dann verschwenden Speicherplatz, den anderswo besser gebrauchen könnten. Obwohl Fesplattenspeicher heutzutage preiswert ist, bleibt die Frage: Warum sollten Sie Ihr Geld zum Fenster rausschmeißen?


5.2 Empfehlungen

Wie bereits erläutert, sollten Sie sich eine separate, kleinere root Partition anlegen sowie eine größere /usr Partition. Ein Beispiel wird im Folgenden vorgestellt. Für die meisten Anwender reichen jedoch zwei Partitionen (Swap und Linux) aus, insbesondere wenn nur eine einzelne kleine Festplatte zur Verfügung steht, denn das Anlegen mehrer Partitionen kann Speicherplatz verschwenden.

Für den Fall, daß sie sehr viele Programme installieren werden, die nicht Bestandteil des Betriebssystems sind, benötigen Sie eine separate /usr/local Partition. Es ist auch eine gute Idee /tmp in eine eigene Partition von 20 MB bis 32 MB zu legen. Sollte Ihre Maschine als Server für sehr viele Benutzer verwendet werden, dann bietet es sich an, für /home eine eigene, große Partition anzulegen. Allgemein hängt die Partitionierung von dem gewünschten Anwendungszweck ab.

Bleibt die Frage nach der Größe für den Swap Bereich. Es gibt soviele Vorschläge, wie es Unix Systemverwalter gibt. Eine Daumenregel, die gut funktioniert: Man verwendet für die Swap Partition soviel Speicherplatz wie physikalischer RAM vorhanden ist, obwohl es nur für die wenigsten Anwender Gründe gibt, mit der Größe der Swap Partition über 64 MB hinaus zu gehen. Wenn Sie eine so große Swap Partition wirklich brauchen, dann sollten Sie sich eher mehr RAM Bausteine kaufen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen: Wenn Sie versuchen, gleichzeitig 10000 Gleichungen auf einer Maschine mit 256 MB RAM zu lösen, dann brauchen Sie möglicherweise mehr als 1 Gigabyte Swap. In diesem Fall sollten Sie zumindest versuchen, den Swap auf mehrere Festplatten zu verteilen.


5.3 Ein Beispiel

Ein Rechner mit 32 MB RAM und einer 1,7 Gigabyte IDE Festplatte als /dev/hda. Es gibt eine 500 MB DOS Partition auf Partition /dev/hda1, eine 32 MB Swap Partition auf /dev/hda3 und der Rest von 1,2 Gigabyte auf /dev/hda2, enthält die Linux Partition.

5.4 Verlustloses Partitionieren von DOS, Windows95 oder OS/2

Die meisten Linux Erstinstallationen erfolgen auf einem System, auf dem bereits DOS (inkl. Windows3.1), Windows95 oder OS/2 installiert ist. Dabei soll Debian auf die gleiche Platte installiert werden, ohne daß dabei das bereits installierte Betriebssystem zerstört wird. Wie weiter oben bereits erläutert, führt das Verändern der Größe einer Partition üblicherweise zum Verlust der auf dieser Partition befindlichen Daten, Es sei denn, es werden entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die Methode, die hier im folgenden beschrieben wird, arbeitet in der Praxis extrem gut, jedoch ohne irgendeine Garantie für Ihre Daten. Deshalb: Machen Sie eine Sicherheitskopie!

Bevor Sie weiter vorgehen, sollten Sie sich bereits überlegt haben, wie Sie die Festplatte partitionieren wollen. Die hier beschriebene Methode teilt eine Partition in zwei Teile: Der eine Teil enthält das Original Betriebssystem, der andere Teil wird für Debian verwendet werden. Während der Installation von Debian wird Ihnen dann die Möglichkeit gegeben, das Abteilen der Debian Partition abzuschließen.

Die Idee hinter der Methode besteht darin, alle Daten einer Partition an den Anfang der Partition zu verschieben, um anschließend die Partitionsinformationen zu ändern. Auf diese Weise geht nichts verloren. Es ist sehr wichtig, daß sie nach dem Verschieben der Dateien an den Anfang der Partition, so wenig wie möglich auf der Partition arbeiten. Damit verhindern Sie, daß möglicherweise doch noch eine Datei an das Ende der Partition geschrieben wird, was dazu führen würde, daß die neu zu erzeugende Partition kleiner ausfällt als möglich.

Als erstes brauchen Sie eine Kopie von fips. Dieses Archiv befindet sich im tools/ Verzeichnis der Debian Distribution. Nach dem Auspacken der ZIP Archivs kopieren Sie die Dateien RESTORRB.EXE, FIPS.EXE und ERRORS.TXT auf eine bootbare Diskette. Eine bootbare Diskette kann man unter DOS mit dem Kommando sys a: erzeugen. fips enthält eine sehr gute Dokumentation, die Sie lesen sollten. Sie müssen auf jeden Fall die Dokumentation lesen, wenn Sie eines der folgenden Programme benutzen: Stacker, SuperStor, DoubleSpace oder einen anderen Festplattenkomprimierer; oder OS/2, Ontrack Disk Manager oder einen ähnlichen Treiber.

Der nächste Schritt besteht darin, alle Daten an den Anfang der Partition zu verschieben (defragmentieren). Dazu kann das Programm defrag verwendet werden, welches ab DOS 6.0 standardmäßig mitgeliefert wird. In der fips Dokumentation befindet sich eine Liste mit weiteren Programmen, mit welchem Sie die DOS Partition defragmentieren können. Wenn Sie Windows965 verwenden, dann beachten Sie bitte, daß Sie defrag von Windows95 aus starten müssen, da DOS mit dem Windows95 Dateisystem FAT32 nicht zurechtkommt.

Das Defragmentieren kann eine Weile dauern, je nachdem wie groß die Festplatte, bzw. die Partition ist. Im Anschluß an das Defragmentieren booten Sie den Rechner von fips Diskette, die sie vorhin erstellt haben. Dann starten Sie einfach fips und folgen den Anweisungen auf dem Bildschirm.


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v2.0a vom 22. Juli 1998
Alexander Haderer afrika@first.gmd.de
Christian Leutloff leutloff@debian.org
Bruce Perens bruce@pixar.com
Sven Rudolph sr1@inf.tu-dresden.de